Mit einer Popup-Erlebniswelt hat Live Nation für die britische Sängerin Adele ein neues Veranstaltungsformat lanciert, das Musik und Umfeld zu einem ganzheitlichen Erlebnis zusammenfasst.
„Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berge gehen“ lautet ein alter Wissensspruch, der zum Ausdruck bringen will, dass eine bestimmte Situation nur dann hergestellt werden kann, wenn beide Seiten sich darum bemühen. Im Falle Adeles ließe sich noch eine andere Bedeutung denken. Anders als bei herkömmlichen Tourneen ist ihre Konzertserie im August 2024 nämlich an einem einzigen Ort über die Bühne gegangen: in München. Bei einem der weltgrößten Veranstaltungsunternehmen wie Live Nation darf man getrost davon ausgehen, dass die Idee nicht einem spontanen Einfall gefolgt ist, sondern in umfangreicher Vorarbeit unter Berücksichtigung aller relevanten Überlegungen ersonnen wurde. Am Ende soll sich der gewaltige Aufwand natürlich lohnen, sowohl für Veranstalter als für Besucher. Ob sich das Konzept allgemein auszahlt, ist fraglich. Bleibt Adele in Munich also ein Einzelereignis?
Planung ist alles
Zunächst gilt es einmal, die zwei wichtigsten Parameter zu erörtern: warum München, und warum Adele? Zur Standortfrage lässt sich anführen, dass München recht zentral in Mitteleuropa liegt, also für viele potenzielle Adele-Fans mit überschaubarem Aufwand zu erreichen ist. Wer zu einem Konzert dieser Größenordnung reist, weiß ohnehin, dass zu den reinen Ticketkosten noch eine ganze Reihe anderer Ausgaben kommen, die in Summe schnell vierstellige Eurobeträge erreichen können. Darüberhinaus gilt München nicht unbedingt als die hipste Location Deutschlands, dafür aber als wohlhabend und sicher. Beides Eigenschaften, die für eine Künstlerin wie Adele gut passen, die nicht unbedingt zu den schillernsten Stars gehört und ihre Stimme gerne einmal in verhalten-wehmütigem Klang ertönen lässt.
Ebenfalls stimmig das Konzept, um die riesige Konzertfläche außerhalb des Münchner Messezentrums herum eine Erlebniswelt aufzubauen, die Adeles Biografie in einer komprimierten Fassung nachvollziehen lässt. Das passt gut zur Künstlerin, die trotz ihrer Popularität immer noch wie eine Person ohne Allüren wirkt, was sie durch fallweisen Einsatz rauen Cockney-Slangs zum Ausdruck bringt. Motto: ich bin eine von euch.
The Sky is the Limit
Wenn man schon von einem stimmigen Konzept für die Adele in Munich-Shows ausgeht, stellt sich als nächstes die Frage nach der Umsetzung. Natürlich ist solch ein Flagship-Projekt für den Veranstalter Gelegenheit zu zeigen, was man so draufhat. Folgerichtig ist der Aufwand gigantisch gewesen, eine Arena mit Fassungsvermögen für mehr als 70 000 Besucher je Konzert auf- und nach einigen Wochen wieder abzubauen. Auch an Bühnentechnik ist nicht gespart worden, so soll die bislang größte LED-Wall für den Außeneinsatz als Backdrop zum Einsatz gekommen sein, auf der beeindruckende Videoshows der britischen Bühnenbilddesigner Stufish abgespielt wurden.
Für Live Nation Germany-Chef Marek Lieberberg Anlass genug, die Bühne mit dem römischen Kolosseum zu vergleichen. An die 40 Millionen Euro sollen alleine in den Bühnenbau geflossen sein bei prognostizierten Einnahmen von 500 Millionen Euro. Alleine diese Zahlen zeigen, dass nur die allergrößten Veranstalter solch ein Projekt stemmen können. Vermutlich wird Adeles Popup-Tour ein Einzelereignis bleiben. Abgesehen von der wenig umweltfreundlichen Klotzerei hat es auch Unmut darüber gegeben, dass Pressefotografen auf den Konzerten keine Aufnahmen schießen durften, und Künstlerin Adele hatte im Anschluss an die Popup-Konzerte angeblich mit Hörproblemen zu kämpfen. Als Conclusio bleibt eine bemerkenswerte Machbarkeitsstudie, die nicht unbedingt nach Wiederholung schreit.
Foto: Stufish
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Quelle: Messe & Event Magazin
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